„Die Teamwertungen sind unverzichtbar“

Gut gelaunt ins neue Jahr (v.l.): Winfried Aufenanger, Brigitte Aufenanger, Rosi Siebel, Peter Siebel, Winfried Wirth, Werner Grommisch und (vorne) Nikolaj Dorka vom „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“.
Foto: Michael Bald


Kassel.  „Man macht es den Läuferinnen und Läufern und auch den Veranstaltern von Laufevents immer schwerer seitens des Deutschen Leichtathletik-Verbandes“, sagt Winfried Aufenanger, Vorsitzender des „Vereins zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“. Nach der - inzwischen korrigierten - 50-Cent-Verbandsabgabe pro Teilnehmer an Laufveranstaltungen und der seit diesem Jahr geltenden neuen Regel für ausländische Starter mit deutschem Startpass gib es nun weiteren Grund, die Praktiken des DLV zu kritisieren. Seitr diesem Jahr werden nach einem Beschluss des DLV-Bundesausschuss Wettkampforganisation keine DLV-Bestenlisten in den Straßenlauf-Mannschaftswertungen mehr geführt. Die Landesverbände können selbst entscheiden, viele von ihnen bleiben bei der bewährten Praxis. Zum einen will der DLV damit strikt nach laut Verband gängiger Regel eigenen Additionen von Mannschaftsergebnissen von Veranstaltern entgegen wirken, zum anderen seien die Meldungen durch die Unterschiede der Ausländerregel im Bundesverband und den Landesverbänden sehr durcheinander. Nach einigen Vereinen und der Interessenvereinigung German Road Races wehrt sich auch der „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ vehement. „Es kann nicht sein, dass nun einmal mehr die Beschlüsse des DLV auf den Rücken der Aktiven und der Veranstalter augetragen werden“, erklärte Winfried Aufenanger auf der Jahreshauptversammlung des Vereins in Kassel. Gerade die unterschiedlichen Teamwertungen mit ausländischen Läuferinnen und Läufern mit deutschem Startpass habe sich der DLV selbst zuzuschreiben. „Jetzt sollen wir das Ganze wieder ausbaden. Der DLV macht es sich sehr einfach, mit einem Federstrich die Teamwertungen zu entfernen. Das können und wollen wir so nicht akzeptieren“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Statt Kompromisslösungen fordert der „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ die sofortige Wiederaufnahme der Teamergebnisse. Aufenanger:„Es kann nicht zum Problem der Vereine werden, wenn die DLV-Statistiker ein Problem haben.“ 

„Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ fordert Rücknahme der Mannschafts-Streichungen

Gerade die Mannschaftsergebnisse sind für die Vereine enorm wichtig, da sie eine große Motivation für den Start bedeuten, die oft im Training schon monatelange im Voraus auf einen Wettkampf zu spüren ist. Der Teamgedanke, das wissen die Vorstands-Mitglieder des Fördervereins aus ihrer jahrezehntelangen Trainings- und Wettkampfpraxis, ist ein Kerngedanke der Leichtathletik-Vereine. „Den kann man nicht einfach aufs Spiel setzen und damit Mannschaften bereits im Vorfeld platzen lassen“, bestätigt Schriftführer Werner Grommisch. „Der DLV
dokumentiert hiermit, dass er die Digitalisierung verschläft beziehungsweise diese Tatsache ignorieren möchte. Er ist offensichtlich unfähig dieses Problem in den Griff zu bekommen. Bestenlisten-technisch ist der DLV in Europa eine Diaspora. Dies stellt man schon seit mindestens anderthalb Jahrzehnten fest“, so Grommisch weiter.

Ausländer-Regel muss weg

Einher damit geht auch die „Ausländer-Regel“. „Die muss weg“, fordert der „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ wie schon im Vorjahr eindringlich und hofft dabei auf mehr Unterstützung durch betroffene Vereine. „Es ist etwas anderes, Topläufer einzukaufen oder sie  zu integrieren“, so Winfried Aufenanger, „wer zwei Jahre in Deutschland lebt und in den Vereinen trainiert, ist hier integriert und ein Teil der Sportgemeinschaft. Das wird oft beispielhaft in den Vereinen praktiziert, die DLV-Regel ist ein Affront gegen Clubs und Mitbürger.“

Weitere Förderung für Reng, Pfeiffer und Nerkamp 

Sehr zufrieden zeigte sich der Vorstand mit den Leistungen der im Jahr 2017 von ihm geförderten Athleten, obwohl alle drei mit längeren Verletzungen zu kämpfen hatten. Franziska Reng (LG Telis Regensburg) darf sich nach ihrem starken Marathon-Debüt in Frankfurt mit 2:34:57 und Erfüllung des EM-Richtwertes Hoffnungen auf einen Start bei der Europameisterschaft in Berlin 2018 machen, zudem überzeugte die 21-Jährige mit dem U23-Titel über 10 km (34:07) und ebenso Gesamt-Platz vier wie bei der Marathon-DM. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) erfüllte mit seinem Sieg beim Köln-Marathon in 2:13:39 ebenfalls die EM-Norm, war zudem Deutscher Vizemeister im Halbmarathon und DM-Vierter über 5.000 m. Jens Nerkamp (28, PSV Grün-Weiß Kassel), letztjähriger Halbmarathon-EM-Teilnehmer, lief schon früh im Jahr beim Paderborner Osterlauf über 10 km 29:38 und beim Halbmarathon in Kassel 1:07:49. Er soll weiter behutsam auf die Langdistanz vorbereitet werden. „Franzi, Hendrik und Jens werden wir auch 2018 weiter fördern und damit ihre Entwicklung unterstützen“, betont Winfried Aufenanger.

Der Vorstand des „Vereins zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ setzt sich 2018 weiter zusammen aus Winfried Aufenanger (Kassel, erster Vorsitzender), Peter Siebel (Siegen, erster stv. Vorsitzender), Werner Grommisch (Essen, zweiter stv. Vorsitzender und Schriftführer), Winfried Wirth (Mülheim-Kärlich, Kassenwart) und Rosi Siebel (Siegen) und Nikolaj Dorka (Korbach) als Beisitzer.

(mikü)